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PRESS RELEASE

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Für ein Mehr an Gesundheit und Lebensqualität

Länderübergreifender Gesundheitsbericht 2019

Nach einem längeren Anstieg bis 2016 hat sich der Krankenstand in der Region stabilisiert. In Berlin lag der standardisierte Krankenstand mit 5,1 Prozent genau im Bundesdurchschnitt. In Brandenburg lag der standardisierte Wert mit 5,9 Prozent darüber. Standardisiert heißt, die Werte sind auf die Altersstruktur des Bundes umgerechnet worden, um hier Vergleichbarkeit herstellen zu können. Der tatsächlich beobachtete Krankenstand in Brandenburg lag in den beiden Berichtsjahren 2017 und 2018 (2017: 6,0 Prozent, 2018: 6,2 Prozent) über dem beobachteten Krankenstand in Berlin (2017: 4,8 Prozent, 2018: 4,9 Prozent). Die meisten Fehltage in Berlin und Brandenburg entstanden in Folge von Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychischen und Verhaltensstörungen sowie Atemwegserkrankungen.

Besonders in den folgenden Branchen lagen die Arbeitsunfähigkeitszeiten in beiden Ländern deutlich über dem jeweiligen Landesdurchschnitt:

  • Wasserversorgung, Abwasser und Abfallentsorgung
  • Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung
  • Verkehr und Lagerei
  • Gesundheits- und Sozialwesen

In Berlin gab es 2018 dabei den höchsten Krankenstand in der Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung (8,5 Prozent); in Brandenburg in der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung (8,0 Prozent). In diesen Branchen besteht ein besonders hoher Bedarf an zielgerichteten Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Allerdings ist eine gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitswelt im Sinne der Fachkräftegewinnung und -bindung für alle Betriebe wichtig.

Das ist das Ergebnis des Länderübergreifenden Gesundheitsberichtes Berlin-Brandenburg, den das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital zum fünften Mal vorgelegt hat. Im Bericht sind Daten von fünf gesetzlichen Krankenkassen sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und der Deutschen Rentenversicherung erfasst. Damit basiert der Bericht auf Daten von rund 68 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin und Brandenburg in den Jahren 2017 und 2018. Neben allgemeinen Analysen für die Region enthält er einen Spezialteil zur Rolle der psychischen Gesundheit von Beschäftigten in der Region.

 

Berliner und Brandenburger sind im Schnitt knapp drei Wochen krank

Die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg waren 2018 durchschnittlich 19,8 Tage pro Jahr krankgeschrieben.
Hochgerechnet auf 2,33 Millionen Erwerbstätige in den Ländern entspricht dies 45,97 Millionen Arbeitstagen, die der Region im Jahr 2018 durch Arbeitsunfähigkeit verlorengingen. Umgerechnet ergibt sich dadurch ein Produktionsausfall in Höhe von 4,19 Milliarden Euro. Auch diese Werte haben sich für die Region tendenziell stabilisiert: 2016 waren die Beschäftigten 20,1 Tage krank, der Produktionsausfall aufgrund von Krankheitstagen betrug noch 4,25 Milliarden Euro.

Auch die regionalen Unterschiede sind bisweilen sehr stark. In den Stadtbezirken von Berlin wiesen 2018 die Bezirke Marzahn-Hellersdorf (6,3 Prozent), Reinickendorf (6,2 Prozent) und Spandau (6,1 Prozent) besonders hohe Krankenstände auf. Vergleichsweise niedrige Krankenstände waren in Friedrichshain-Kreuzberg (3,7 Prozent), Mitte (4,0 Prozent) und Charlottenburg-Wilmersdorf (4,3 Prozent) zu verzeichnen. In den Landkreisen und kreisfreien Städten in Brandenburg hatten die Menschen in Barnim (6,8 Prozent) Ostprignitz-Ruppin (6,6 Prozent) und Märkisch-Oderland (6,6 Prozent) vergleichsweise viele Fehltage. Vergleichsweise niedrige Krankenstände gab es in Potsdam (5,0 Prozent), Cottbus (5,6 Prozent) und Frankfurt/Oder (5,7 Prozent).
Gründe für die regionalen Unterschiede können sowohl in Berlin als auch in Brandenburg eine unterschiedliche Altersstruktur, eine unterschiedliche sozio-ökonomische Struktur sowie die Beschäftigung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in unterschiedlichen Branchen sein.

 

Schwerpunktbetrachtung Psychische Gesundheit – Frauen sind deutlich stärker betroffen

Besondere Aufmerksamkeit wurde im vorliegen Bericht der Rolle der psychischen Gesundheit von Beschäftigten in der Region gewidmet. Eine vertiefende Analyse zeichnet ein Bild dieses Handlungsfeldes.

Das Ergebnis: Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen sind in der Region in den vergangenen Jahren angestiegen und haben sich seit 2014 in beiden Bundesländern auf hohem Niveau stabilisiert. In Berlin spielen sie mit rund 18 Prozent Anteil am Krankenstand eine größere Rolle als in Brandenburg mit rund 15 Prozent Anteil am Krankenstand. Gemessen an den Fehlzeiten stehen psychische Erkrankungen in Berlin an zweiter Stelle (nach Muskel-Skelett-Erkrankungen), in Brandenburg an dritter Stelle (nach Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen). Gegenüber 2012 sind sie damit jeweils einen Platz aufgerückt. Hervorzuheben ist zudem die lange Falldauer psychischer Erkrankungen, die 2018 bei rund 34 Tagen in Berlin und rund 32 Tagen in Brandenburg lag.

Wichtigste Einzeldiagnosen im Bereich der psychischen Erkrankungen waren depressive Episoden, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen, rezidivierende depressive Störungen sowie andere neurotische Störungen und Angststörungen. Frauen sind insgesamt stärker von psychischen Erkrankungen betroffen als Männer. Die Anzahl der durch eine psychische Störung verursachten Fehltage lag 2018 bei den Frauen in Berlin 75 Prozent über jener der Männer, in Brandenburg waren es sogar 94 Prozent.

Psychische Erkrankungen sind auch mit Abstand der häufigste Grund für eine Berentung aufgrund von Erwerbsminderung. Auch hier sind Frauen insgesamt häufiger betroffen als Männer. Eine Ausnahme bilden Berentungen aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol. Männer werden wesentlich häufiger aufgrund dieser Diagnose berentet als Frauen. Fast ein Fünftel der Rentenzugänge aufgrund einer psychischen Erkrankung waren 2017 und 2018 bei Männern auf alkoholbedingte Erkrankungen zurückzuführen.
Bei den Frauen war es demgegenüber etwa ein Dreißigstel.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass psychische Erkrankungen zum Teil schon in jungen Jahren zu einer Berentung führen – in wesentlich größerem Ausmaß als dies bei anderen Erkrankungen der Fall ist, die erst in höherem Lebensalter an Relevanz gewinnen.

Für Betriebe bietet die gesetzlich geforderte Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung psychischer Belastung einen guten Ansatzpunkt, Maßnahmen zur gesundheitsförderlichen Gestaltung ihrer Arbeitswelt und zur Vermeidung gesundheitlicher Gefahren am Arbeitsplatz zu entwickeln beziehungsweise vorhandene Maßnahmen und ihre Wirkung zu überprüfen. Ein gut funktionierendes Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) hilft zudem dabei, Gründe für häufige oder längere Fehlzeiten gemeinsam mit dem Arbeitnehmer zu analysieren und Möglichkeiten zur Vorbeugung weiterer Arbeitsunfähigkeit zu erarbeiten. Um hierüber Transparenz zu schaffen, enthält der Länderübergreifende Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2019 einen Überblick über das betriebliche Gesundheitsmanagement und existierende Unterstützungsangebote für Unternehmen und Einrichtungen.

 

Stimmen zum Länderübergreifenden Gesundheitsbericht

Dilek Kalayci, Berliner Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, sagt: „Der Länderübergreifende Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg ist eine deutschlandweit einzigartige Kooperation. Die Ergebnisse nehme ich als Gesundheitssenatorin sehr ernst. Und ich erwarte genau das auch von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in Berlin: Sie haben es in der Hand. Sie müssen das betriebliche Gesundheitsmanagement voranbringen und Arbeitsplätze so gestalten, dass ihre Angestellten gerne für sie arbeiten. Neben den Muskel- Skelett-Erkrankungen und den Atemwegserkrankungen bedarf es ein besonderes Augenmerk auf die Auswirkung psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz. Mit über 30 Fehltagen pro Fall zeigt sich, welche schwerwiegenden Auswirkungen psychische Erkrankungen haben. Hier sind Arbeitgeber*innen gefragt mit Präventionsangeboten und schnellen Hilfen zu reagieren.“

Michael Ranft, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg: „Berlin und Brandenburg sind eine starke Gesundheitsregion, in der wir über ein hochentwickeltes Versorgungssystem verfügen. In diesem Jahr werden beide Länder ihre jeweilige Krankenhausplanung aufeinander abgestimmt und zum ersten Mal zur gleichen Zeit beschließen. Das ist nur folgerichtig. Denn schon heute gehen Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichen Gründen wie selbstverständlich auch ins jeweils andere Bundesland zur Behandlung. Entscheidend ist, dass wir regionale Besonderheiten sowohl in der Metropole als auch im dünnbesiedelten ländlichen Raum berücksichtigen. Unser gemeinsames Ziel ist eine flächendeckende, qualitativ hochwertige und gleichwertige Versorgung. Eine wichtige Grundlage für unsere Gesundheitspolitik ist der Länderübergreifende Gesundheitsbericht.“

Dr. Kai Uwe Bindseil, Clustermanager Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital und Abteilungsleiter Gesundheitswirtschaft von Berlin Partner sagt: „Mit dem Gesundheitsbericht legen wir zum fünften Mal eine umfassende und belastbare Analyse der gesundheitlichen Verfassung der Berliner und Brandenburger Beschäftigten vor. So ermöglichen wir unseren Partnern in Politik und Wirtschaft, die richtigen und notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, Lösungen und digitale Angebote zu erforschen und zu entwickeln – für ein Mehr an Gesundheit, Lebensqualität und Wertschöpfung. Der Wirtschaftsregion geht es nämlich immer nur so gut wie den Beschäftigten, die hier leben und arbeiten.

Daniela Teichert, Vorsitzende des Vorstandes der AOK Nordost: „Der Länderübergreifende Gesundheitsbericht zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass Unternehmen frühzeitig in die physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren. Ob Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung oder betriebliches Eingliederungsmanagement, zusammen mit den Unfall- und Sozialversicherungsträgern bieten wir Krankenkassen ein breites Spektrum an Maßnahmen, mit denen wir die Unternehmen begleiten und zielgerichtet unterstützen. Viele nutzen diese Angebote bereits, noch mehr Unternehmen tun sich damit schwer. Obwohl Beschäftigte und Unternehmen davon profitieren ist es noch keine Selbstverständlichkeit. Daher sehen wir als Krankenkassen unseren Auftrag darin noch mehr für diese wichtige Thematik zu sensibilisieren und über positive Beispiele den Nutzen noch stärker darzustellen.“

Der Länderübergreifende Gesundheitsbericht Berlin Brandenburg 2019 wird vom Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital herausgegeben. Er entsteht in Zusammenarbeit mit der AOK Nordost, den Mitgliedskassen des BKK Dachverbands, der IKK Brandenburg und Berlin, der KNAPPSCHAFT, der Techniker Krankenkasse, der Deutschen Rentenversicherung und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
Das Berliner IGES Institut, als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut, hat die Daten zusammengeführt, die Analysen für die Berichtsjahre 2017 und 2018 durchgeführt und den Bericht erstellt.

 

Download des Gesundheitsberichtes

Link zur Power-Point-Präsentation der Pressekonferenz: www.berlin-partner.de/gesundheitsbericht

Der fünfte Länderübergreifende Gesundheitsbericht steht kostenlos zum Download unter www.healthcapital.de/gesundheitsbericht2019 bereit oder kann über das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital als gedrucktes Heft bestellt werden (E-Mail, Telefon +49 30-46302-548).

 

HealthCapital
Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital ist Teil der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB). Das Clustermanagement liegt bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB). Ziel des länderübergreifenden Clustermanagements ist es, die regionalen Aktivitäten zwischen der Wissenschaft, der Wirtschaft und den klinischen Anwendern zu koordinieren und strategisch auszubauen, um die Spitzenposition der Hauptstadtregion in der Gesundheitswirtschaft und den Lebenswissenschaften auf internationaler Ebene weiter voranzutreiben.

 

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