BTB Berlin
AUF EINEN SMALLTALK MIT
David Weiblein, Kaufmännischer Geschäftsführer, BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin
1. Beschreiben Sie Ihr Unternehmen.
Für die BTB sind Partnerschaften ein fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie und -philosophie. Als Berliner Unternehmen engagieren wir uns seit vielen Jahren für Berliner Vereine, Initiativen und Institutionen in den Bereichen Wissenschaft, Sport und Kultur. Außerdem unterstützt die BTB auch Programme zur Regionalentwicklung oder Aufwertung von Stadtquartieren. Natürlich sind wir in „unseren Kiezen“ Treptow-Köpenick und Neukölln besonders engagiert. Um ein Beispiel zu benennen: Wir unterstützen den Aufbau enger kooperativer Beziehungen zwischen den Bürgern und Wirtschaftsunternehmen in Schöneweide schon seit 15 Jahren als Verbündeter im Verein SO! MIT UNS Bürgerplattform Berlin-Südost. Passend zu unserem Motto „Intelligent vor Ort“ ist uns das lokale Engagement besonders wichtig.
Berlin-Partner ist die perfekte Ergänzung bei unserem Engagement für Berlin. Das Netzwerk selbst, aber auch die von Berlin Partner ausgehenden Initiativen wie zum Beispiel die Kampagne „Berlin gegen Antisemitismus“ geben uns als Wirtschaftsunternehmen die Chance, unserer sozialen und kulturellen Verantwortung nachzukommen. Darüber hinaus hat es Berlin-Partner geschafft, eine Vielzahl spannender Formate zu entwickeln, um die Berliner Wirtschaft, Politik und Verwaltung zusammen zu bringen und gewinnbringenden Austausch zwischen uns Akteuren zu forcieren.
2. Was bewegt Ihr Unternehmen, woran arbeiten Sie gerade?
Wenn ich in meinen Terminkalender schaue, wird dieser aktuell ganz klar von zwei Themen dominiert. Natürlich sind wir auf der einen Seite als erfahrener Energieversorger gerade operativ für unsere Kunden besonders in der Pflicht. Versorgungssicherheit ist ein hohes Gut, dem wir uns bei der BTB schon immer verpflichtet sehen. Die durch den russischen Angriffskrieg ausgelöste Gas- bzw. Energie- und inzwischen auch Wirtschaftskrise – inmitten einer zumindest bei meiner Generation bisher nicht gekannten Pandemiesituation – verlangt unseren Fachbereichen und den dort handelnden Expertinnen und Experten viel ab. Über Jahrzehnte haben sie Prozesse und Schnittstellen, aber auch persönliche Beziehungen zu Marktpartnern wie Lieferanten aufgebaut. Und diese vertrauensvollen Beziehungen von Mensch zu Mensch und von Organisation zu Organisation sind es jetzt, die uns helfen, immer wieder Lösungen für unsere Kunden und deren Versorgung mit Energie zu finden und umzusetzen. Hierbei treibt uns nicht nur die aktuelle Versorgungslage um, sondern auch die Preisentwicklungen beobachten wir mit großer Sorge.
Auf der anderen Seite zeigt uns die aktuelle Situation in ganz Deutschland mit der hohen Abhängigkeit von fossilen Primärenergieimporten, dass unsere Strategie der nachhaltigen Energieversorgung sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht die zeitgemäße Antwort auf steigende Energiepreise und sich verändernde Umweltbedingungen ist. Dass wir in unserem inzwischen 160 km langen Fernwärmeverbundnetz im Südosten Berlins, über das wir über 100.000 Berliner Haushalte und Gewerbetreibende mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgen, bereits heute 60% erneuerbare Energien im Einsatz haben, ist ein hervorragender Wert und bestätigt, dass wir mit unserer kontinuierlichen Investition in die Zukunft absolut richtig liegen. Wir wollen und können uns darauf aber nicht ausruhen. Und so können Sie als zweiten Schwerpunkt meines Kalenders gerade eine strikte Fortsetzung und Forcierung unseres Transformationspfades entnehmen. Wir werden bis spätestens 2040 vollständig aus den fossilen Brennstoffen ausgestiegen sein, unsere Bestandsanlagen also komplett dekarbonisiert haben und unsere Kunden entweder mit grüner Fernwärme oder mit innovativen, nachhaltigen Lösungen in lokalen Quartieren versorgen. Und Berlin hat ein riesiges Potential an nachhaltigen Lösungsbausteinen. Natürliche Umweltwärme- sowie gewerbliche Abwärmequellen werden gemeinsam mit Wärmepumpen und regenerativer Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur die Berliner Wärmewende sondern mittels Sektorenkopplung die gesamte Berliner Energiewende der nächsten zwei Dekaden prägen. Und hier wollen und werden wir als BTB auch in Zukunft eine relevante Rolle für Berlin spielen.
3. Was schätzen Sie am Wirtschaftsstandort Berlin?
Ich liebe Berlin, weil es eine Stadt mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten ist, in der unterschiedlichste Menschen nebeneinander Platz finden können. Berlin ist eine Stadt, die sowohl Gäste als auch Zuwanderer grundsätzlich mit offenen Armen empfängt und die so attraktiv ist, dass nach wie vor mehr Menschen nach Berlin kommen, als abwandern. Auch für uns als Energieversorger und Infrastrukturbetreiber bedeutet diese Entwicklung stetiges Wachstum. Dieses Wachstum können wir alle jeden Tag auf stark frequentierten Straßen oder vollen S-Bahnen erleben. Es wird besonders durch die Kräne und Baustellen in der Hauptstadt sichtbar, die seit vielen Jahren zum Alltag in der Stadt gehören.
Ich selbst kam 2009 nach Berlin. Zuvor hatte ich in Sachsen-Anhalt, in meiner Heimatstadt Bitterfeld, zehn Jahre bei einem städtischen Wärmeversorger mein „Handwerk“ gelernt. Diese Zeit war geprägt vom Stadtumbau Ost, wobei „Stadtumbau“ „Stadtrückbau“ bedeutete. Man kann sich also bestimmt sehr gut vorstellen, dass ich persönlich ganz besonders sozial- und umweltverträgliches Wachstum zu schätzen weiß, wie es in Berlin in der Regel angestrebt wird. Auf die nicht gestellte Frage, wo ich beim Wirtschaftsstandort Berlin die größte Ausbaustärke sehe, antworte ich sehr gern und immer wieder: Beim Tempo! Wenn Berlin sein Potential ausschöpfen möchte, müssen wir schneller und unbürokratischer werden. Gerade die Transformation zur nachhaltigen Metropole verzeiht uns keine Verzögerungen.
4. Was zeichnet Ihr Unternehmen am Standort Berlin in Sachen Innovation aus?
Als flexibles und in die Zukunft orientiertes Unternehmen legt die BTB einen starken Fokus auf technologische Entwicklungen. In Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen waren und sind wir an einer Reihe von Forschungsprojekten zu Themen wie Sektorenkopplung, Power-to-Heat, E-Mobility, Speichertechnologie, Umweltwärme und Geothermie beteiligt und kooperieren mit Start-ups bei der Entwicklung digitaler Anwendungen. Heute verstehen wir uns zu gleichen Teilen als Energieversorger, der für eine überdurchschnittlich hohe Kundennähe und Versorgungssicherheit steht, als modernen Dienstleister, der auf seine Kunden zugeschnittene innovative, nachhaltige Objekt- und Quartierslösungen entwickelt sowie als Treiber technischer Innovationen.
Dabei können wir als BTB GmbH sowohl alle Vorteile eines lokal agierenden Mittelständlers mit hoher Wertschöpfungstiefe, als auch die Vorteile eines 100%igen Tochterunternehmens im E.ON Konzern mit umfangreichem Know-How und hoher Innovations- sowie Finanzkraft vereinen.
Die BTB steht ganz besonders für Innovation mit Praxisbezug. Bei allen Forschungsprojekten und Erprobungen achten wir immer darauf, dass wir die Ergebnisse und Erkenntnisse möglichst schnell in die praktische Nutzung überführen können. Aktuelles Beispiel ist unser „ATES-Projekt“, welches wir seit mehreren Jahren in Kooperation mit dem Geoforschungszentrum Potsdam (GfZ) verfolgen. Dabei handelt es sich um einen thermischen Tiefenspeicher in Adlershof. Im Rahmen einer geologischen Erkundungsbohrung konnten wir im Dezember 2021 in einer Tiefe von ca. 450 Metern eine Gesteinsschicht ermitteln, die sowohl die natürliche Sperrschicht zum Schutz unseres Grundwassers, als auch das Aufnahmepotential aufweist (Aquifer), um eine saisonale Speicherung regenerativer Fernwärme zu ermöglichen. Die Forscherinnen und Forscher vom GfZ gehen derzeit davon aus, dass der ATES (Aquifer thermal storage) ein Potential von bis zu 30 Gigawattstunden Wärme hat, welche wir im Sommer, bei Nichtauslastung unserer regenerativen Fernwärmeerzeuger, beladen könnten, um sie während der Heizperiode, dann wenn unsere erneuerbaren Erzeuger an ihre Leistungsgrenzen stoßen, wieder zu entladen, und somit den Einsatz fossiler Erzeuger zu reduzieren. Diesen ATES möchten wir in einem Forschungsfolgeprojekt nun mittelfristig für Berlin realisieren.