Wie zirkulär wirtschaften Berliner Unternehmen?
Berlin, 8. April 2025 – Seit nun mehr einem Jahr ist Berlin Partner Teil der KEK (Koordinierungsstelle für Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb) – und gewinnt so im Rahmen von intensiven Gesprächen und praxisnahen Workshops wertvolle Einblicke in Berliner Unternehmen aller Größen und Branchen. Das übergreifende Ziel der KEK ist es, die Unternehmen bei der Identifizierung und Umsetzung von Maßnahmen rund um die Themenfelder Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Klimaschutz zu unterstützen. Passend dazu zeigt sich in der Hauptstadtregion eine spannende Tendenz: Immer mehr Unternehmen, von etablierten Betrieben bis hin zu jungen Startups, engagieren sich für zirkuläres Wirtschaften. Im Fokus steht dabei die Schonung von Ressourcen durch geschlossene Kreisläufe. Bedeutet: Materialien werden wiederverwendet, Abfall reduziert und Recycling gefördert. Als Teil des Masterplans Industriestadt Berlin 2022 – 2026 ist zirkuläres Wirtschaften zudem auch auf landespolitischer Ebene ein Thema mit hoher Relevanz. Die KEK und das involvierte Team von Berlin Partner stehen Berliner Unternehmen aus diesem Grund tatkräftig zur Seite. Von der ersten Orientierung über vertiefende Workshops bis hin zu gemeinsamen Produktionsbegehungen: Die Expertinnen und Experten für Circular Economy begleiten die Betriebe auf ihrem Weg hin zu einem nachhaltigen und zukunftsfähigen Unternehmen.
Robin Bruck, Manager Klimaschutz und Circular Economy bei Berlin Partner, berichtet über Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr und Ziele für die Zukunft.
1. Was macht das Thema Circular Economy (CE) so besonders spannend?
Mich begeistert das Erfordernis kreativer Lösungen. Es ist großartig, wenn Unternehmen sich PV-Anlagen aufs Dach stellen oder die Gebäudeeffizienz erhöhen. Die CE geht jedoch ans Eingemachte: Sie berührt das Geschäftsmodell, die Art und Weise, wie Unternehmen Geld verdienen. Ob Einsatz biobasierter Materialien, Product-as-a-Service oder Rücknahmesysteme für die eigenen Produkte - die Ansätze sind von Branche zu Branche unterschiedlich, doch jedes Unternehmen kann den für sich passenden Weg gehen. Von politischer Seite aus ist die Marschrichtung klar, denn die CE verspricht Lösungen für eine Vielzahl strategischer Themen, wie Rohstoffverfügbarkeit, geopolitische Abhängigkeit oder regionale Wertschöpfungsketten.
2. Wird euer Angebot denn von den Berliner Unternehmen angenommen?
Ja und Nein. Die meisten der Betriebe, die wir bislang erreicht haben, haben Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal in ihrem Markt bereits entdeckt, wollen sich darin noch weiter profilieren und haben auch schon andere Angebote unseres Service Nachhaltigkeit in Anspruch genommen. Zudem haben wir viel mit Startups zu tun. Es ist leichter, ein Produkt oder Geschäftsmodell zu ändern, das entweder noch gar nicht oder seit kurzem auf dem Markt ist. Was die breite Masse angeht, schwimmen wir mit dem Thema noch immer vor der Welle, da der ökonomische Anreiz und damit die Dringlichkeit heute noch nicht groß genug ist. Neue Materialien sowie nicht reparier- oder recycelbare Produkte sind noch zu günstig, da negative Externalitäten aus Produktion, z.B. THG-Emissionen, oder End-of-Life, etwa Aufbereitungskosten oder Meeresmüll, noch nicht angemessen eingepreist sind.
3. Was wünscht ihr euch fürs zweite Projektjahr?
Wir wünschen uns noch mehr Gespräche mit produzierenden KMU aus der breiten Masse. Die zuvor skizzierte mangelnde Dringlichkeit kann sich mit Blick auf das angeschlagene Verhältnis zu China oder neue Gesetze schnell ändern. Es geht nicht darum, von heute auf morgen ein lang etabliertes Geschäftsmodell umzuwerfen. Wir möchten auf Augenhöhe ins Gespräch kommen und Impulse dafür bieten, sich vorzubereiten und mit ersten zirkulären Produkten und Dienstleistungen zu experimentieren.